Seitdem er in den neunziger Jahren mit der Mutter aller Comedies, der „RTL Samstag Nacht“, das erste Mal Kultstatus erreichte, ist Stefan Jürgens nicht mehr auf die Bremse getreten. Schon seine Schauspielkarriere hat ihm dazu wenig Gelegenheit gelassen. Doch weder die TV- Erfolge als Berliner Tatort Kommissar Hellmann und als Major Ribarski in der Soko Donau noch seine mehr als 30 Filme können die Bandbreite des umtriebigen Künstlers vollständig abdecken. Seit 40 Jahren, seit seinem 16. Lebensjahr, schreibt der vierfache Vater eigene Songs und hat sich damit längst auch in der deutschsprachigen Musikszene einen klingenden Namen gemacht.
Nun erscheint Stefan Jürgens’ fünftes Studioalbum „Was zählt“.
…ist nicht nur was wir habenwas zählt, ist wo wir morgen sindwas zählt, ist manchmal schwer zu sagenwas zählt, weiß eigentlich jedes kind. nicht alles kann man kaufen,nicht alles ist verhandelbar.manches kann man verlierenund um manches muss man kämpfen.Doch was zählt, braucht keine erklärung.was zählt, weiß jeder ganz allein.
Die zwölf Songs sind eine Reise durch seine Gefühls- und Gedankenwelt in einer unruhigen und scheinbar immer undurchschaubareren Zeit. Im Titelsong und der ersten Single „was zählt“ versucht er, das Zeitgeistige vom Beständigen zu trennen und seinen inneren Kompass danach auszurichten; denn was übrig bleibt, wenn es wirklich drauf ankommt, „was zählt – weiß jeder ganz allein“.
Wir sitzen im Auto und fahren mit ihm mit 170 durch die Nacht zu seinem kranken „vater“, hören in „mein alter Tisch“ was ihm Herkunft und Erinnerungen bedeuten und spüren seine Wut und seine klare Haltung in „jeder gegen jeden“ über diese „ vollgefressne Zeit – in der jeder gierig sich verrenkt“. Die Balladen haben es in sich, etwa der „dialog mit einem alten freund“ mit der darin formulierten Herausforderung, sich selber treu zu bleiben. Aber auch die großen, wuchtigen Nummern finden auf diesem Album ihren Platz, wie „irgendwo, nicht hier“, einem lautstarken, hymnischen Appell, nicht allen Verlockungen unserer total vernetzten Welt nachzugeben, denn „unsre Wünsche wie wir leben wollen – bestimmen nicht mehr wir – wir sind weit aus unsrer Welt gefallen – wir sind irgendwo, nicht hier“. Natürlich bleibt bei seinem bewegten Leben auch der ewige Beziehungskampf nicht aus: in „keine ahnung wie’s geht“ hat er „gar nichts gegen Nähe – nur was gegen Enge“, bevor er versucht, seinen Frieden zu machen mit der Einsicht, dass das Leben auch im besten Sinne wohl immer „unvollendet“ sein muss.
Zu guter Letzt verbeugt Stefan Jürgens sich mit „blinder passagier“ vor dem großen poetischen und politischen Rio Reiser, nicht ohne das Album mit seiner eigenen, glasklaren Haltung in „mein lied“ abzuschließen.
Aufgenommen an seinen zwei ständigen Wohnsitzen, Berlin und Wien, schafft „was zählt“ auf gelungene Weise den Spagat zwischen unterschiedlichsten musikalischen Genres. Rhythmische Leichtigkeit wie in „unvollendet“ wechselt mit großen Gesangshymnen wie „Vater“ und mitreißenden rockigen Songs wie „keine Ahnung wie’s geht“.
Das Album trägt, wie schon „Grenzenlos Mensch“, die Handschrift dreier Produzententeams: Bernd Wendlandt, Ingo Politz aus Berlin sowie Johnny Bertl und Manfred Schweng aus Wien.
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